Was macht Kunststofferzeugnisse nachhaltig?

„Wo gehobelt wird, da fallen Späne“

Bei der Herstellung von Kunststofferzeugnissen fallen streng genommen keine Späne an, denn in der Regel wird das thermoplastische Material punktgenau in das Produkt eingebracht, das nahezu gebrauchsfähig den Herstellungsprozess verlässt. Gerade dies ist der große Vorteil in der Kunststoffverarbeitung und generiert Wertschöpfung auf Grundlage moderner Spritzguss- und Extrusionstechnologie.

„Je länger, desto besser“

Dieses oft zitierte Motto lässt sich auch auf die Gebrauchs- bzw. Nutzungsphase von Kunststofferzeugnissen anwenden. Je länger Material und Produkt im Einsatz sind, desto besser fällt in der Regel die Ökobilanz aus. Bei Erzeugnissen, die im Gebrauch Energie oder Ressourcen einsparen, können eben diese Einsparungen den Energieverbrauch der Herstellung kompensieren. Mit diesem einfachen Zusammenhang wird schnell klar, dass Langlebigkeit und Gebrauchstauglichkeit ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

„Mehr als nur ein Leben“

Viele Kunststofferzeugnisse können recycelt werden und finden neue Einsatzzwecke entweder im ehemaligen Produktkreislauf (Controlled Loop) oder in neuen Erzeugnissen. Wenn Rezyklate wieder in höherwertige Produkte einfließen, spricht man auch von Upcycling, im anderen Fall von Downcycling. 

Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten kann somit die Kreislaufführung von Materialien als der Idealfall angesehen werden. Voraussetzung ist, dass am Lebenszyklusende für das Erzeugnis oder seine Komponenten sowohl Sammelstellen als auch Wiederverwertungstechnologien zur Verfügung stehen. (Bild oben: iStock.com/ronstik)

Weitere Kriterien für Nachhaltigkeit

Bild: iStock.com/DJSrki

Die Beschaffung der Ausgangsmaterialien wie Kunststoffgranulate und Additive (Hilf- oder Zusatzstoffe)

Ein gutes Beispiel ist das Nachhaltigkeitsprogramm der europäischen PVC-Industrie, VinylPlus®. So realisierte es europaweit u. a. den Austausch und Ersatz schwermetallhaltiger Stabilisatoren in Polyvinylchlorid (PVC). Außerdem entwickelte VinylPlus auf Basis der von The Natural Step (TNS) definierten Nachhaltigkeitskriterien ein Bewertungsschema für Additive: den Additive Sustainable Footprint (ASF) als Grundlage für einen verantwortungsvollen Umgang mit Additiven in der Kunststoffanwendung.

Bild: iStock.com/hrabar

Entwicklung und Design: Eco Design (Ökodesign)

Im Sinne der europäischen Eco Design-Richtlinie 2009/125/EG müssen energierelevante Produkte umweltgerecht gestaltet werden. Kunststofffenster beispielsweise sind davon betroffen. Dabei geht es nicht nur um den Energieverbrauch in der Herstellung, sondern auch um Energieeffizienz im Gebrauch und – am Ende des Lebenszyklus – um die Verwertung. So wurde gemeinsam mit dem europäischen Partnerverband European PVC Window Profile and related Building Products Association (EPPA) und dem Fraunhofer Institut eine Eco Design-Studie für Kunststoff-Fensterprofilsysteme in Auftrag gegeben, die für Hybridwerkstoffe schon heute technische Lösungen für deren Recycling in 30–40 Jahren entwickelt.

Bild: Veka AG

Die Verwertung: Recycling und Wiederverwendung

Konsequentes Recycling von Kunststoffen könnte man als eine gesellschaftliche Aufgabe sehen, weil es nur durch das Zusammenwirken von Herstellern, Verbrauchern, Kommunen und Gewerbe erfolgreich funktioniert. Heute werden in Europa rund 6 Millionen Tonnen Kunststoffe recycelt, 2025 soll diese Menge auf 10 Millionen Tonnen gesteigert werden. Dazu haben sich Hersteller, Verarbeiter und Politik in der Circular Plastics Alliance (CPA) am 20.09.2019 in Brüssel verständigt.